Es erscheinen die folgenden zwei Texttafeln:
'Bonnie Parker wurde 1910 in Rowena, Texas, geboren und zog nach West Dallas. 1931 arbeitete sie in einem Café, bevor sie ihre kriminelle Karriere einschlug.'
'Clyde Barrow kam in einer armen Bauernfamilie zur Welt. Schon als junger Kerl wurde er zum Gauner und überfiel eine Tankstelle. Er saß wegen bewaffnetem Raubüberfall für zwei Jahre und wurde 1931 aufgrund guter Führung entlassen.#
Bonnie Parker und Clyde Barrow aus Texas entschließen sich zu einer gemeinsamen Gangsterkarriere. Sie fahren in gestohlenen Autos und übernachten in wechselnden Unterkünften. Die erste Bank, die sie überfallen, hat kein Geld; danach rauben sie ein Lebensmittelgeschäft aus, wobei Clyde einen tätlichen Angriff gerade noch abwehren kann. Unterwegs lernen die beiden C. W. Moss kennen und nehmen ihn in die Bande auf. Der nächste Banküberfall ist ein Erfolg, doch Clyde erschießt dabei einen Verfolger. Clyde trifft sich mit seinem Bruder Buck und dessen Frau Blanche an einem abgelegenen Ort. Bei einem weiteren Schusswechsel mit der Polizei tötet nun auch Buck einen Mann. Trotz Blanches Widerwillen bleibt ihnen nun keine Wahl, die beiden schließen sich der Bande an. Zusammen überfallen sie eine weitere Bank und setzen sich in einen Nachbarstaat ab. Beim nächsten Autodiebstahl entführen sie aus Spaß ein junges Ehepaar. Sie behandeln das Paar humorvoll und die beiden verlieren schnell ihre Angst. Auf Bonnies Wunsch werden sie nach kurzer Zeit wieder ausgesetzt. Bonnie ist nervlich auf einem Tiefpunkt und wünscht sich, ihre Mutter zu besuchen. Die Gefahr, dass die Polizei Bonnies Familie beobachtet, ist hoch, doch Clyde erfüllt ihr den Wunsch. Tatsächlich kommt es zu einer weiteren Auseinandersetzung mit den Sheriffs. Bei der Flucht werden Buck und Blanche verletzt. Auf offenem Feld wird die Bande von Polizisten umzingelt, wobei Buck erschossen und Blanche gefangen genommen wird. Bonnie und Clyde werden angeschossen, von C. W. aber zu dessen Vater gebracht. Dieser kollaboriert mit der Polizei, um für seinen Sohn eine verhältnismäßig milde Strafe auszuhandeln. C. W. gehorcht seinem Vater und verlässt das Gangsterpaar bei passender Gelegenheit. Kurz darauf enden Bonnie und Clyde in einem Hinterhalt - die beiden sterben im Kugelhagel.
Das Skript zum Film stammt ursprünglich aus der Feder von David Newman und Robert Benton, Journalisten des Magazins Esquire. In ihrem Werk greifen die Autoren Themen und Stil der französischen Nouvelle Vague auf. Benton über das Skript: „Ich glaube, was uns interessierte und was wir auch versucht haben ins Drehbuch einzubringen, ist, dass Bonnie und Clyde weder konventionelle Schurken noch konventionelle Helden waren, sondern eine Mischung – doch wir mussten sie mit einer gewissen Sympathie sehen.“) Sodann schickten sie das Skript an den von ihnen verehrten Regisseur François Truffaut. Obwohl er Interesse zeigte, räumte er seinem Filmprojekt Fahrenheit 451 Priorität ein und sandte das Skript an Jean-Luc Godard weiter. Dessen außergewöhnliche Vorstellungen von einer möglichen Inszenierung waren jedoch nicht mit den Bedingungen der Studios vereinbar.
Als Nächstes gelangte das Skript in die Hände von Warren Beatty, der mit seinem Freund Arthur Penn (beide hatten schon einmal in Mickey One zusammengearbeitet) zuvor die unabhängige Produktionsfirma Tatira Productions gegründet hatte. Er erwarb das Skript und fragte eine Reihe von Regisseuren – vergeblich –, bis er die Zusage von Arthur Penn erhielt. Beatty und Penn wollten allerdings noch Änderungen am Skript vornehmen, allem voran die Bisexualität Clydes missfiel den beiden. Stattdessen entschieden sie sich dafür, dass er impotent sein sollte. Zur weiteren Durchsicht des Drehbuchs engagierte Beatty Robert Towne. Towne schrieb viele Szenen so lange immer wieder um, bis sowohl Beatty als auch Penn einverstanden waren. Eine der wichtigsten Änderungen betraf die Beziehung zwischen dem Gangsterpaar und C. W. Moss. Im Originalskript war diese eine – erfundene – Ménage à trois, eine sexuelle Dreierbeziehung. Clyde wurde heterosexuell, C. W. als komischer Charakter entwickelt. Im Vorspann wird Towne übrigens als Special Consultant geführt, während Newman und Benton als Drehbuchautoren genannt werden.
Für die Finanzierung des Films konnte Beatty eine Produktionsbeteiligung von Warner Bros. erbetteln, nachdem er von United Artists und Columbia Pictures Absagen erhalten hatte. Gedreht wurde an Originalschauplätzen.
Bonnie und Clyde wurde anfangs nur in kleinen Programmkinos gezeigt und nach der durchweg negativen Resonanz in den Zeitungen sogar ganz aus den Kinos genommen. Erst ein Re-Release, das auf Drängen Beattys mit einer großen Werbekampagne gestartet wurde, brachte dem Film Lorbeeren ein. Etliche Zeitungen revidierten ihre ersten Kritiken, weil sie in Bonnie und Clyde mehr und mehr einen Wendepunkt des amerikanischen Films erkannten. Die existentielle Auseinandersetzung mit der wahren Geschichte sowie das zu dieser Zeit einzigartige hohe Maß an filmischer Gewalt standen im Mittelpunkt der Kritiken. Später etablierte sich der Begriff des „New Hollywood“, als dessen Keimzelle Bonnie und Clyde zusammen mit dem ebenfalls 1967 erschienenen Film Die Reifeprüfung gilt. Hauptmerkmal dieser Stilrichtung ist das Abwenden vom klassischen Hollywood-Stil – durch einen am europäischen Kino orientierten Erzählstil und einige filmsprachliche Neuerungen. Die filmische Gewaltdarstellung findet ihren Höhepunkt in dieser Ära in
The Wild Bunch - Sie kannten kein Gesetz.
Obwohl Bonnie und Clyde eine Studioproduktion ist, sind Ansätze des Autorenfilms vorhanden: Produzent Warren Beatty agierte gleichzeitig als Schauspieler, was für damalige Verhältnisse recht ungewöhnlich war, und nahm großen künstlerischen Einfluss auf den Film. Das Motiv – Gangsterpaar auf selbstzerstörerischer Tour de force gegen die Gesellschaft – wird in der Folge in zahllosen Varianten (z. B. in Thelma und Louise, Natural Born Killers) immer wieder aufgenommen. Heutzutage genießt der Film Bonnie und Clyde Kultstatus. Das US-amerikanische National Film Registry hat den Film in seine „Liste besonders erhaltenswerter Filme“ aufgenommen; das American Film Institute listet Bonnie und Clyde auf Platz 27 seiner Liste „100 Years – 100 Movies“. Der Film wurde außerdem 2005 in die Time-Auswahl der besten 100 Filme von 1923 bis 2005 gewählt.
Bei der Oscar-Verleihung 1968 gewann Estelle Parsons den Oscar in der Kategorie Beste Nebendarstellerin und Burnett Guffey in der Kategorie Beste Kamera. Darüber hinaus war der Film in den Kategorien Bester Film, Bester Hauptdarsteller (Warren Beatty), Beste Hauptdarstellerin (Faye Dunaway), Bester Nebendarsteller (Gene Hackman), Bester Nebendarsteller (Michael J. Pollard), Beste Regie, Bestes Kostümdesign und Bestes Originaldrehbuch nominiert.
Weitere Auszeichnungen:
Preise der British Film Academy in der Kategorie Bester Nachwuchsdarsteller für Faye Dunaway sowie Michael J. Pollard
Laurel Award als Bestes Action-Drama 1968
Bodil für den besten nicht-europäischen Film
Étoile de Cristal – Beste ausländische Darstellerin (Faye Dunaway)
WGA Award für das beste amerikanische Drama sowie für das beste amerikanische Original-Drehbuch (David Newman und Robert Benton)
Aufnahme in das Verzeichnis der National Film Registry 1992. |