Nach sechs Verhandlungstagen eines Mordprozesses, in dem ein achtzehnjähriger Puerto-Ricaner aus den New Yorker Slums des Mordes an seinem Vater beschuldigt wird, ziehen sich die zwölf Geschworenen in das Geschworenenzimmer des Gerichts zurück. Hier sollen sie über das Urteil beraten, das einstimmig gefällt werden muss. Dem Angeklagten droht im Falle des Schuldspruchs die Hinrichtung durch den elektrischen Stuhl. Aufgrund zweier eindeutiger Zeugenaussagen scheint der Schuldspruch eine klare Angelegenheit zu sein, die keine lange Beratung erfordert. Doch in der ersten Abstimmung stimmt der Geschworene Nr. 8 als einziger der zwölf Geschworenen für nicht schuldig, während die elf anderen mehr oder weniger überzeugt für eine Verurteilung des jungen Mannes stimmen. Der Geschworene Nr. 8 kann nicht sagen, ob der Angeklagte unschuldig ist – er kann aber auch keine eindeutige Schuld beim mutmaßlichen Mörder erkennen und will nicht durch ein vorschnelles Urteil ein Menschenleben leichtfertig opfern. Einige Geschworene hingegen sind aus unterschiedlichen Motiven an einer raschen Beendigung der Beratung interessiert und drängen deshalb auf einen schnellen Schuldspruch, nicht zuletzt, da der Tag laut Wettervorhersage der heißeste des ganzen Jahres sein soll und die schwüle Atmosphäre für zusätzliche Spannung sorgt. Gegen den Protest der anderen rekonstruiert im weiteren Verlauf der Beratung der Geschworene Nr. 8 – zunehmend unterstützt von denjenigen, die sich nach und nach auf seine Seite schlagen – den angeblichen Tathergang und deckt Ungereimtheiten in der Beweisführung der Staatsanwaltschaft auf, die vom offenbar wenig engagierten Pflichtverteidiger des Angeklagten nicht hinterfragt worden sind. Es gelingt dem Geschworenen Nr. 8 in hitzigen Auseinandersetzungen, die Argumente und die Vorurteile der Mitgeschworenen zu entkräften und sie wegen begründeter Zweifel vom Schuldspruch abzubringen. Als auch die zweite belastende Zeugenaussage sowie weitere Indizien infrage gestellt werden müssen, steht das Votum elf zu eins für „unschuldig“. Der aufbrausende Geschworene Nr. 3 ist der Letzte, der den Schuldspruch des Angeklagten aufrechterhält. Es wird offenbar, dass er befangen ist, da er mit seinem Sohn zerstritten ist, keinen Kontakt mehr zu ihm hat und nun seinen Hass auf den Angeklagten projiziert. Letztlich schließt er sich der Meinung der elf anderen Geschworenen an und votiert auch für einen Freispruch des Angeklagten. Im Geschworenenzimmer werden die Charaktere nur durch ihre Nummern identifiziert, in deren Reihenfolge sie um den Tisch sitzen. Nur zwei Charaktere geben ihren Familiennamen preis: In einem kurzen Epilog verlassen Fonda (Geschworener Nr. 8) und Joseph Sweeney (Geschworener Nr. 9) gleichzeitig das Gericht, wobei sich Sweeney als McCardle und Fonda als Davis vorstellen. Der Geschworene Nr. 6 nennt nur in der deutschen Synchronisation seinen Namen „James Heeley“. Im Original zeigt er auf einer Liste auf einen Namen und sagt zum Justizbeamten „Dieser Name ist es“.
Die zwölf Geschworenen basiert auf dem gleichnamigen 60-minütigen Live-Fernsehspiel von Reginald Rose, das am 20. September 1954 im Rahmen der Fernsehserie Studio One unter Regie von Franklin J. Schaffner ausgestrahlt wurde. Die ursprüngliche Besetzung bestand aus Norman Fell (Nr. 1), John Beal (Nr. 2), Franchot Tone (Nr. 3), Walter Abel (Nr. 4), Lee Philips (Nr. 5), Bart Burns (Nr. 6), Paul Hartman (Nr. 7), Robert Cummings (in der „Starrolle“ des Geschworenen Nr. 8), Joseph Sweeney (Nr. 9), Edward Arnold (Nr. 10), George Voskovec (Nr. 11) und Larkin Ford (Nr. 12). Aus ihr gehörten nur Joseph Sweeney (Geschworener Nr. 9) als ältester der Juroren und George Voskovec (Geschworener Nr. 11) als eingewanderter Uhrmacher zur Besetzung der Kinoadaption. Über viele Jahre war nur der Verbleib der Filmrollen über die erste Hälfte des Fernsehspiels von 1954 bekannt. Ab 1976 befanden sich diese im Besitz des Museum of Television and Radio. Im Jahre 2003 wurde eine 16-mm-Filmfassung des kompletten Fernsehspiels entdeckt, die sich im Besitz von Samuel Liebowitz, einem ehemaligen Staatsanwalt und Richter, befand. Heute befindet sich diese komplette Fassung ebenfalls im Besitz des Museum of Television and Radio.
Fonda hatte das Fernsehspiel gesehen und fand insbesondere die Rolle des Geschworenen Nr. 8 interessant. Er nahm daraufhin Kontakt mit Rose auf, um an einer Kinoverfilmung zu arbeiten. Rose verlängerte und detaillierte die Handlung zwischen dem Fernsehspiel 1954 und dem Kinofilm 1957 um etwa eine halbe Stunde, da der Inhalt auf Kinolänge gebracht werden musste. Fonda investierte privates Geld in das Filmprojekt und fungierte neben Rose als Ko-Produzent.
Das Budget des komplett in New York gedrehten Filmes lag bei rund 337.000 US-Dollar (inflationsbereinigt 2020 gut drei Millionen US-Dollar), ein auch damals schon niedriges Budget für einen Film. Für den jungen Regisseur Sidney Lumet war es die erste Kinoregie, nachdem er zuvor bei zahlreichen Fernsehserien Regieerfahrung gesammelt hatte. Fonda wählte ihn als Regisseur aus, da Lumet Erfahrung mit Fernsehspielen und den Ruf hatte, sich an Budget und Drehzeit zu halten. Aufgrund der intensiven Proben über zwei volle Wochen konnte der Film anschließend in nur 21 Tagen abgedreht werden. Nicht eine Frau fand sich in der Schauspielbesetzung von Die zwölf Geschworenen wieder, und nur eine, die spätere Kurzfilm-Regisseurin Faith Hubley, wirkte als Script Supervisor bei der Produktion mit.
Um eine klaustrophobische Stimmung und eine trotz der räumlichen Enge dynamische Inszenierung zu erzeugen, verwendeten Lumet und sein erfahrener, oscarprämierter Kameramann Boris Kaufman Objektive mit langer Brennweite, wodurch die Darsteller stärker mit dem Bildhintergrund verschmelzen. Im Laufe des Films kommt Kaufmans Kamera, die am Filmanfang noch meist „über“ den Geschworenen liegt, immer mehr auf deren Augenhöhe herunter und erzeugt so Nähe zum Zuschauer. Ebenfalls wird das Zimmer der Geschworenen mit zunehmender Länge und Anspannung der Beratungen immer weniger hell beleuchtet, was im Film am vorbeiziehenden Sommergewitter liegt.
Fonda wurde vom Filmstudio United Artists gefragt, ob er Interesse an dem Film hätte. Zusätzlich übernahm er neben der Rolle als Schauspieler auch die Aufgaben des (Ko-)Produzenten, was ihn so frustrierte, dass er, abgesehen von der zwei Jahre später entstandenen Fernsehserie The Deputy, nie wieder als Produzent wirkte. Fonda mochte es außerdem nicht, einen Film anzusehen, bei dem er selbst als Schauspieler mitwirkte. So sah er sich im Schnittraum nicht den gesamten Film an, sagte aber zu Lumet, als der den Raum verließ: „Sidney, er ist großartig“
Nach dem Drehbuch für den Kinofilm verfasste Rose noch mehrere Bühnenfassungen des Stücks. 1964 wurde es von Leo Genn und Kenneth Wagg auf die Bühne des Londoner Queen’s Theatre gebracht. 1996 inszenierte Harold Pinter das Stück am Comedy Theatre in London und im Jahre 2004 präsentierte das Roundabout Theatre in New York eine Broadway-Inszenierung, die es auf 328 Vorstellungen brachte. Eine deutsche Adaption brachte das Landestheater Coburg im Mai 2009 im Rahmen der Bayerischen Theatertage auf die Bühne. In dieser Inszenierung nahmen die Zuschauer auf der Bühne rund um den Tisch der Geschworenen Platz.
Gegenüber der Theaterfassung ist die Handlung des Films an einigen Stellen kürzer. Im Theaterstück machen sich die Geschworenen Gedanken darüber, wer den Vater des Angeklagten umgebracht haben könnte, wenn es nicht der Angeklagte war. Dabei wird deutlich, dass der Vater ein brutaler Schläger und Säufer war, der mit vielen Menschen im Streit lag und selbst einiges auf dem Kerbholz hatte. Außerdem diskutieren die Geschworenen ein psychologisches Gutachten, das im Zuge der Ermittlungen erstellt wurde und dem Angeklagten eine Persönlichkeit attestiert, die angeblich eine potentielle Fähigkeit zum Morden nahelegt.
1963 entstand ein westdeutscher Fernsehfilm unter dem Titel Die Zwölf Geschworenen unter der Regie von Günter Gräwert. Die Rollen waren mit Mario Adorf (Nr. 7), Lukas Ammann (Nr. 12), Herbert Bötticher (Nr. 2), Ernst Fritz Fürbringer (Nr. 4), Heini Göbel (Nr. 1), Robert Graf (Nr. 8), Siegfried Lowitz (Nr. 3), Walter Rilla (Nr. 9), Karl-Georg Saebisch (Nr. 10), Josef Schaper (Nr. 11), Wolfgang Weiser (Nr. 5) und Ralf Wolter (Nr. 6) besetzt.
1997 drehte William Friedkin mit Die 12 Geschworenen eine weitere Fernsehfassung. Hier sind Jack Lemmon und George C. Scott in den Rollen von Henry Fonda und Lee J. Cobb zu sehen.
2007 entstand mit 12 eine russische Variation von Lumets Film, in dem Regisseur Nikita Michalkow einen jungen Tschetschenen als Vatermörder einführte.
Das von Hauptdarsteller Fonda und Drehbuchautor Rose produzierte Justizdrama gewann zwar die Gunst der Kritiker und zahlreiche Filmpreise, doch kam Lumets Debütfilm beim Publikum nicht an. Der Film brachte an den Kinokassen keinen positiven finanziellen Ertrag, wobei er an den ausländischen Kinokassen erfolgreicher als innerhalb der USA war. Für Fonda war 12 Angry Men nicht rentabel, da er als Ko-Produzent seine Gage für den Fall eines Profits des Films aufgeschoben hatte.
Heute gilt Die zwölf Geschworenen als Filmklassiker und begründete Lumets erfolgreiche Regiekarriere, die er mit Werken wie der Krimiadaption
Mord im Orient-Express (1974)
oder der Mediensatire Network (1976) ausbaute. 1982 führte Lumet Regie in einem weiteren Gerichtsdrama,
The Verdict - Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit,
in dem auch wieder Jack Warden und Edward Binns und außerdem Paul Newman mitwirkten.
Der Film selbst wurde 2014 in dem chinesischen Kriminalfilm 12 Bürger von Xu Ang adaptiert.
Die zwölf Geschworenen war bei der Academy-Award-Verleihung 1958 für drei Oscars nominiert, darunter für den besten Film und die beste Regie, konnte sich aber seinerzeit nicht gegen das hochdotierte Kriegsdrama Die Brücke am Kwai unter der Regie von David Lean durchsetzen, das in außergewöhnlichen sieben Kategorien ausgezeichnet wurde. Fonda wurde mit dem British Film Academy Award im gleichen Jahr als bester ausländischer Darsteller geehrt. Lumet gewann 1957 auf der Berlinale unter anderem den Goldenen Bären für den besten Film. 2007 schaffte es der Film in der Liste der 100 besten Filme aller Zeiten auf Rang 87, während er in der gleichnamigen Liste von 1998 nicht erwähnt wurde. Die von Fonda verkörperte Rolle des Geschworenen Nr. 8 erreichte Platz 28 in der Liste der 50 bedeutendsten Kinohelden aller Zeiten. 2008 erreichte der Film in der Top-10-Liste der besten Gerichtsdramen aller Zeiten Rang 2. |