Johnny Guitar - Wenn Frauen hassen
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Johnny Guitar - Wenn Frauen hassen
Johnny Guitar - Gejagt, gehaßt, gefürchtet
Johnny Guitar
USA 1954 - 109 Min.
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Inhalt

Ein abgelegenes Dorf in Arizona in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Durch den Betrieb eines Spielsaloons und lukrative Immobiliengeschäfte hat es die Unternehmerin und ehemalige Barsängerin Vienna zu einigem Wohlstand gebracht. Den örtlichen Ranchern ist ihre Anwesenheit ein Dorn im Auge, da mit dem Bau der Eisenbahn die bisherigen Machtstrukturen umgekehrt werden und der Zustrom von neuen Siedlern das Ende der Vorherrschaft der Viehzüchter bedeuten wird. Als Wortführerin tritt neben dem Geschäftsmann Mr. McIvers vor allem die energische Emma Small auf, die zu den größten Landbesitzern der Umgebung zählt. Ihr Hass auf Vienna ist allerdings intimerer Natur, als sie zugeben will: Seit einiger Zeit ist Emma unglücklich in den Bandenchef „Tanzender Ted“ verliebt, der jedoch in mehr oder weniger romantischen Beziehungen zu Vienna steht. Eines Tages kehrt der geheimnisvolle und schweigsame ehemalige Revolverheld Johnny Logan in den Saloon von Vienna ein. Seine kriminelle Vergangenheit hat er inzwischen hinter sich gelassen, statt eines Revolvers trägt er nun eine Gitarre bei sich und nennt sich Johnny Guitar. Er nimmt eine Arbeit in Viennas Saloon an, mit der er vor fünf Jahren in einer Beziehung war, ehe er ins Gefängnis musste. Vienna und Johnny schwelgen in gemeinsamen Erinnerungen, wobei Johnny eifersüchtig nachfragt, welcher Art ihre Beziehung zu Ted war. Als die Postkutsche überfallen wird, werden Ted und seine Bande von der eifersüchtigen Emma der Täterschaft beschuldigt. Außerdem behauptet sie, Vienna sei seine Geliebte und Komplizin. Auf ihr Drängen stellt der Sheriff ein Ultimatum: Ted, seine Bandenmitglieder Turkey, Bart und Corey sowie die ebenfalls verdächtigte Vienna müssen die Stadt innerhalb von 24 Stunden verlassen. Vienna denkt jedoch nicht daran, klein beizugeben, und beschließt zu bleiben. Ted und seine Bande sind wegen der falschen Verdächtigungen der Dorfbewohner ihnen gegenüber enttäuscht und wollen westwärts nach Kalifornien. Aus Rache überfällt die Bande Emmas Bank, als Vienna dort zufällig auch Geld abheben will. Emma nutzt den Zufall aus, um Vienna der Mittäterschaft zu verdächtigen. Im Gegensatz zu Johnny, der sich gegen Emmas Machenschaften mit dem Revolver wehren will, versucht Vienna die Dorfbewohner auf friedliche Weise von ihrer Unschuld zu überzeugen. Doch als Teds verwundetes, jugendliches Bandenmitglied Turkey Ralston, den Vienna aus Mitleid versteckt hatte, bei ihr im Saloon aufgefunden wird, sind die Dorfbewohner endgültig gegen sie eingestellt. Turkey wird zu einer Aussage gegen Vienna gedrängt, mit dem Versprechen, dass er dann dafür nicht hingerichtet werde. Trotz des Versprechens werden Turkey und Vienna ad hoc ohne Verhandlung zum Tode durch Hängen verurteilt und Viennas selbst errichteter Saloon von Emma in Brand gesteckt. Turkey wird zuerst gehängt; niemand der Männer aber will Viennas Pferd unter dem Steg hindurchjagen, an dem Viennas Hals festgebunden ist. Emma übernimmt die Henkersrolle, doch Johnny hat auf dem Steg gelegen und löst das Seil, als sich Vienna unter ihm befindet. Das Liebespaar kann vor den Dorfbewohnern in Teds abgelegenes Versteck in den nahegelegenen Bergen flüchten, in dem sich dieser mit seinen Leuten aufhält. Die Rivalität zwischen Ted und Johnny führt zu einer angespannten Situation, doch Johnny rettet Ted das Leben, als der intrigante Bart ihn hinterrücks erschießen will, nachdem er ebenso Corey erstochen hat. Die Verfolger spüren durch eine glückliche Fügung das Versteck auf; es kommt dort zur letzten Konfrontation der beiden Kontrahentinnen. Nachdem Emma Vienna an- und Ted erschießt, muss Vienna Emma erschießen. Die Dorfbewohner, die Emma zunehmend kritischer beäugten und sich nicht mehr am finalen Angriff beteiligten, beenden ihre Lynchjagd. Johnny und Vienna können in eine gemeinsame Zukunft blicken.

Die Handlung des Films basierte auf einem nur wenige Monate zuvor erschienenen Roman von Roy Chanslor (1899–1964). Der Film hat außer dem gleichnamigen Titel aber wenig mit Chanslors Romanhandlung zu tun. Im Vorspann wird nur Philip Yordan als Drehbuchautor genannt, doch Yordan diente in den 1950er-Jahren auch als Strohmann für andere Kollegen, die in der McCarthy-Ära des Kommunismus verdächtigt wurden und auf Schwarze Listen gerieten, so dass sie in Hollywood offiziell nicht arbeiten durften. Oft wurde deshalb spekuliert, dass das Drehbuch von Johnny Guitar eigentlich von dem damals auf der Schwarzen Liste stehenden Ben Maddow stamme. Maddow selbst behauptete dies lange, als er dann aber im fortgeschrittenen Alter den Film erstmals zu sehen bekam, erklärte er, nichts von sich darin erkannt und sich möglicherweise in seiner Behauptung geirrt zu haben.

Die Karriere von Joan Crawford, die in den späten Stummfilmtagen zu Ruhm gekommen war, war nach dem finanziellen und künstlerischen Misserfolg von Herzen im Fieber, einem Revuefilm, den sie 1953 bei MGM gedreht hatte, in Gefahr. Die Schauspielerin hatte für diese Rolle sogar den Part der Karen Holmes in der Fred-Zinnemann-Adaption von Verdammt in alle Ewigkeit abgelehnt, der schließlich an Deborah Kerr ging. Crawford war zunächst entschlossen, mit dem Regisseur Nicholas Ray – mit dem sie damals eine kurze Affäre hatte – einen Spionagefilm unter dem Titel Lisbon zu drehen. Die Pläne zerschlugen sich, und am Ende akzeptierten die beiden ein Angebot, für das Studio Republic Pictures einen Western zu drehen. Da Republic außer John Wayne selten große Stars hatte und Crawford überdies die Filmrechte an Chanslors Roman besaß, war sie beinahe eine Art Produzentin. So konnte sie beispielsweise auch Nicholas Ray als Regisseur durchsetzen. Für Joan Crawford waren die Dreharbeiten dennoch keine angenehme Erfahrung. Zum einen bildeten Western in den 1950er Jahren ein Sammelbecken für Schauspielerinnen, die den Zenit ihres Ruhms bereits überschritten hatten. Marlene Dietrich hatte bereits 1952 unter der Regie von Fritz Lang in Rancho Notorious ihren Auftritt gehabt, Claudette Colbert, Barbara Stanwyck und sogar Greer Garson suchten zunehmend Zuflucht in dem Genre, als andere Rollen selten wurden. Hinzu kam, dass das Studio Republic Pictures in der Branche als C-Studio, als Poverty Row galt. Das vor allem auf Western spezialisierte Studio von Herbert Yates war zu diesem Zeitpunkt bereits in einer Krise, da ihren üblichen B-Movie-Western mittlerweile von Westernserien im beliebter werdenden Fernsehen der Rang abgelaufen wurde, sodass Johnny Guitar einer der letzten bedeutenden Republic-Filme wurde.

Gedreht wurde der Film ab dem 19. Oktober bis Dezember 1953 hauptsächlich in Sedona, in Arizona, wo Republic Studios eine kleine Ranch besaß. Nicholas Ray hatte nur ein geringes Budget, bekam aber gleichzeitig hohe künstlerische Freiheit über die Umsetzung des Filmes. Er drehte ihn in dem Farbfilmprozess Trucolor, der eigens von Republic Pictures entwickelt worden war und dort seit den 1940er-Jahren zum Einsatz kam. Ray setzte seine Kreativität vor allem im architektonischen Bereich ein, so beispielsweise in der Einrichtung des Saloons und den geometrischen Beziehungen zwischen den Schauplätzen.

Die ursprüngliche Idee, die Rolle der Emma an Crawfords gute Freundin Barbara Stanwyck zu vergeben, war am kleinen Produktionsbudget gescheitert. Claire Trevor wurde auch für die Rolle ins Gespräch gebracht, aber Crawford fand sie dafür zu attraktiv. Das Verhältnis von Joan Crawford und der letztlichen Emma-Darstellerin Mercedes McCambridge war angespannt, auch da Crawford durch die begeisterten Reaktionen der Filmcrew auf McCambridges Darstellung (sie bekam von den Mitarbeitern Szenenapplaus) gefürchtet haben soll, die Nebendarstellerin stehle ihr die Show. Nicholas Ray unternahm nichts, um die feindliche Stimmung zwischen den Schauspielerinnen aufzuheben, da dies die Darstellungen ihrer Filmfiguren zueinander realistischer machen würde. Mit Sterling Hayden gab es ebenfalls Probleme, da Hayden seine Rolle lethargisch und ohne großen Elan anging. Nach Beendigung der Dreharbeiten äußerten sich etliche Co-Stars negativ über das Verhalten von Joan Crawford, was besonders das Klatschblatt Confidential zu einer ganzen Serie mit dem Titel Joan Crawford – Queen or Tyrant? ausschlachtete. Joan Crawford selbst äußerte sich noch Jahrzehnte später abfällig über die Qualität des Films und ihre eigene Darstellung. „Ich hätte meinen Verstand überprüfen lassen sollen. Es gibt keine Entschuldigung für einen derart schlechten Film und für mich, dass ich ihn gedreht habe.“

Am Ende des Films erklingt der Song Johnny Guitar, gesungen von Peggy Lee, der über den Film hinaus Bekanntheit erlangte und sich in den Charts platzieren konnte.

Für viele Filmkritiker ist die brutale, grundlose „Hexenjagd“ auf Ted und Vienna eine Anspielung auf die McCarthy-Ära, nicht zuletzt wegen der Biografien der Beteiligten Philip Yordan, Ben Maddow und Nicholas Ray, die auf eine Schwarze Liste kamen oder zumindest als Außenseiter im Hollywood der McCarthy-Ära galten. Der Film zeige, „wie schnell aus falschen Anschuldigungen ein Strick geknüpft ist, und wie bereitwillig brave Bürger nach der Todesstrafe rufen, solange sie im designierten Opfer nur ihre Vorurteile bestätigt sehen.“ Bemerkenswert ist, dass die Banditen vergleichsweise positiv dargestellt werden, während die „normalen“ Dorfbewohner brutal und leicht für böse Zwecke manipulierbar wirken – auch dies wurde von Filmkritikern als eine Anspielung auf die Rolle der Bevölkerung in der McCarthy-Ära gedeutet. Ironischerweise wurde Mr. McIvers, Mitanführer der Lynchjustiz im Film, vom Darsteller Ward Bond gespielt: Ward Bond gehörte zu den führenden Anhängern McCarthys in Hollywood und soll nach Aussage von Philip Yordan seine Rolle in dem Glauben gespielt haben, den guten und sympathischen Bürger zu verkörpern, der nur seine Pflicht tut.

Drehbuchautor Yordan kommentierte Jahrzehnte später zu dem Film: „Ich muss sagen, dass mich das Thema von Johnny Guitar immer sehr beschäftigt hat. Sie leben friedlich an einem ruhigen Fleck, und dann kommt plötzlich ein Individuum und erklärt ihnen: 'Sie haben nicht das Recht, hier zu wohnen, aus dem und dem Grund, also machen Sie, dass sie davonkommen, oder..' (...) Ich glaube, dass dies ein wesentliches modernes Sujet ist, ein Drama als Folge einer Entwicklung einer kleinbürgerlichen Moral, die diese Gewaltherrschaft favorisiert. Aber es gibt noch andere Momente in Johnny Guitar. Der Film ist auch eine leidenschaftliche Attacke auf den Puritanismus, verkörpert in der Person der verschmähten alten Jungfer Emma Small. Und dann ist da natürlich Johnny, der tragische Held in der Fuchtel der Furien. All das ist konstruiert als lyrische Geschichte, das gestattete Nick, seinen barocken Ideen freien Lauf zu lassen.“

Im Unterschied zu fast allen anderen Western dieser Zeit stehen hier nicht die männlichen, sondern die weiblichen Charaktere im Vordergrund. Dies geht wohl auch auf Joan Crawford zurück, die ihre Rolle im Drehbuch vergrößert haben wollte, so dass am Ende die beiden männlichen Hauptfiguren Johnny und Ted zurückstecken mussten. Der Film „schließt mit einem Duell zwischen zwei Frauen, während die Männer hilflos dabeistehen und zuschauen“. In der feministischen Filmkritik wurden häufig die unterschiedlichen Auftrittsweisen der beiden starken Frauenfiguren im Film verglichen, wobei die gegen die moderne Vienna als Bewahrerin des alten Großgrundbesitzertums auftretende Emma schließlich verliert. Georg Seeßlen schreibt dazu: „Emma Small, die nicht umsonst so heißt, will Vienna und Dancin' Kid vernichten, klar aus Rache, aber auch aus Abwehr. Sie ist heimlich, heißt es, in Dancin' Kid verliebt, aber wahrscheinlich sogar mehr in Vienna selbst“.

Der Film wurde 2008 in das National Film Registry aufgenommen.

Starttermine:
05.05.1954 USA Erstaufführung Los Angeles (Kalifornien)
20.08.1954 Deutschland Kinostart
23.08.1954 USA Kinostart
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Besetzung
Nr. Darsteller Rollenname Synchronsprecher Bild InfoIMDb
1 Joan Crawford ViennaGisela Breiderhoff  
2 Sterling Hayden Johnny 'Guitar' LoganCurt Ackermann  
3 Mercedes McCambridge Emma SmallGudrun Genest  
4 Scott Brady Dancin' KidSiegmar Schneider  
5 Ward Bond John McIversWolf Martini  
6 Ben Cooper Turkey RalstonHorst Buchholz  
7 Ernest Borgnine Bart LonerganFritz Tillmann  
8 John Carradine Old TomCarl-Heinz Carell  
9 Royal Dano CoreyFriedrich Joloff  
10 Frank Ferguson Marshal WilliamsHans Hessling  
11 Paul Fix Eddie  
12 Rhys Williams Mr. Andrews  
13 Ian MacDonald PeteManfred Meurer  
Nicht genannte Darsteller
14 Trevor Bardette JenksRobert Klupp  
15 George Bell Posse  
16 Bob Burrows Posse  
17 Curley Gibson Posse  
18 Chick Hannan Posse  
19 Clem Harvey Posse  
20 Frank Marlowe Bartender Frank  
21 John Maxwell Bankangestellter Jake  
22 Sheilk O'Brien Posse  
23 Robert Osterloh SamClemens Hasse  
24 Denver Pyle PosseHerbert Weißbach  
25 Dean Williams Posse  
26 Sumner Williams Posse  
27 Sheb Wooley Posse  
28 Will Wright Bankangestellter NedWalter Werner  
Stuntmen
Ungenannte Stuntmen
29 Robert Bradshaw   
30 Bob Folkerson
(Ben Coopers stunt double)
  
31 Jack Montgomery Posse  
32 Rocky Shahan Cowboy bei Hinrichtung  
33 Charles Wilcox   
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Stab
Musik
Victor Young
Drehbuch
Philip Yordan, Roy Chanslor (Romanvorlage)
Kamera
Harry Stradling Sr. (als Harry Stradling)
Schnitt
Richard L. Van Enger
Produktionsfirmen
Republic Pictures (I)
Ton
T.A. Carman, Howard Wilson
Spezialeffekte
Howard Lydecker, Theodore Lydecker
Regieassistent
Herbert E. Mendelson (als Herb Mendelson)
Bauten
James W. Sullivan (als James Sullivan)
Ausstattung
Edward G. Boyle, John McCarthy Jr.
Kostüme
Sheila O'Brien
Maske
Bob Mark
Frisuren
Peggy Gray
Produzent
Nicholas Ray
Regie
Nicholas Ray
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Alternativtitel
Johnny Guitar - Gejagt, gehaßt, gefürchtet
Identisch
Spielzeit dieser Version: 110 Minuten
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Soundtrack
Typ Titel Label Land Datum
OST Johnny Guitar Selfmade
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