Jean-Paul Belmondo wurde 1933 als Sohn des Pariser Bildhauers Paul Belmondo und der Kunstmalerin Sarah Rainaud-Richard (1901–1997) in Neuilly-sur-Seine geboren. Der Vater war im damals französischen Algier geboren worden; seine Vorfahren waren Einwanderer aus dem Piemont und Sizilien. Belmondos Vater war nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nach Paris gekommen und zählte bekannte Autoren und Künstler wie Albert Camus zu seinen Freunden, die regelmäßig bei ihm zu Besuch waren. Jean-Paul hatte einen älteren Bruder, Alain, der ab den 1960er Jahren Produktionsmanager und ab den 1970er Jahren Produzent seiner Filme war. Jean-Pauls jüngere Schwester Muriel arbeitete als Tänzerin.
Belmondo hatte ein sehr gutes Verhältnis zu seinem Vater, der seine vielfältigen Talente stets förderte und ihn frühzeitig für Kunst und Kultur interessierte. Als Schüler galt Belmondo als schwierig und undiszipliniert, er musste mehrmals die Schule wechseln. Am Gymnasium begeisterte er sich für das Boxen und bestritt von seinem 13. Lebensjahr an mehrere Kämpfe. „Ich übte diesen Sport nie aus, um daraus einen Beruf zu machen. Es war für mich einfach ein Spiel, bei dem man viel zu zahlen hatte, um zu gewinnen.“ Mit 16 Jahren erkrankte Belmondo an Tuberkulose und wurde zur Genesung in die Auvergne geschickt. Dort machte er sich Gedanken über seine Zukunft und fasste den Entschluss, Schauspieler zu werden.
Ab den frühen 1950er Jahren betätigte sich Belmondo als Amateurschauspieler und trat beispielsweise auf einer Tournee durch Pariser Krankenhäuser auf. Sein Vater vermittelte den Kontakt zu André Brunot, einem Mitglied der Comédie-Française. Belmondo sprach dem erfahrenen Schauspieler vor und erhielt von ihm den freundschaftlichen Rat, auf keinen Fall eine Schauspielkarriere anzustreben, da ihm augenscheinlich das Talent dazu fehle. Belmondo gab aber nicht auf und bereitete sich sechs Monate lang auf die Aufnahmeprüfung am Pariser Konservatorium vor, wo er als Schauspielschüler aufgenommen wurde. Dort traf er junge Darsteller wie Jean Rochefort, Bruno Cremer, Annie Girardot, Jean-Claude Brialy und Jean-Pierre Marielle, die zu lebenslangen Freunden wurden und in seinen Filmen auftraten. Er arbeitete zunächst als schlecht bezahlter Tourneeschauspieler. Zwar galt er als talentiert, doch erschien eine Kinokarriere wegen seines Aussehens als unwahrscheinlich. Dazu meinte er später: „Ich dachte nie daran, eines Tages berühmt zu werden. Mit meinem Gesicht hatte ich nichts von einem Verführer an mir, und zu jener Zeit spielte das Äußere noch eine große Rolle.“ Belmondo absolvierte Probeaufnahmen für einige Filme wie Fahrstuhl zum Schafott, die Klassiker des französischen Kinos wurden, wurde aber nicht engagiert.
Jean-Paul Belmondos Filmkarriere begann 1957 mit dem Film À pied, à cheval et en voiture, in dem er nur in einer einzigen Szene zu sehen war. Auch in seinem zweiten Film Sei schön und halt den Mund (1958) hatte er lediglich den Status eines besseren Statisten. 1958 und 1959 trat er als Nebendarsteller in mehreren Filmen auf und spielte unter der Regie renommierter Regisseure wie Marcel Carné oder Marc Allégret. In Ein Engel auf Erden (1959) spielte er an der Seite von Romy Schneider. Die Filme, in denen Belmondo zu sehen war, zählten in der Regel zum konventionellen französischen Unterhaltungskino, das von den jungen Kritikern der einflussreichen Filmzeitschrift Cahiers du cinéma scharf angegriffen wurde, weil sie es als „blutleer und künstlerisch wertlos“ empfanden. In den späten 1950er Jahren wechselten die wichtigsten Kritiker der Cahiers auf den Regiestuhl und begannen mit geringen Budgets ihre ersten Filme zu inszenieren. Es war der Beginn der Nouvelle Vague, die dem nationalen und internationalen Kino auf Jahre hinaus wichtige Impulse gab. Den typischen Studioproduktionen des etablierten Kinos, die als steril bezeichnet wurden, begegneten die Regisseure der Nouvelle Vague mit einer modernen und unkonventionellen Filmsprache. Belmondo arbeitete bis in die frühen 1970er Jahre regelmäßig für die wichtigsten Nouvelle-Vague-Regisseure Jean-Luc Godard, François Truffaut, Claude Chabrol, Louis Malle und Alain Resnais und wurde zum führenden Darsteller dieser Ära. Zum bedeutendsten Film der Nouvelle Vague avancierte Godards Debütwerk Außer Atem. Der 29-jährige frühere Cahiers-Kritiker drehte diesen Schwarzweißfilm 1959 mit einem sehr geringen Budget in und um Paris. Er filmte mit einer wackligen Handkamera auf den Straßen, ließ Dialoge improvisieren und verwendete unkonventionelle Schnitttechniken. Belmondo wurde durch Außer Atem über Nacht zur Identifikationsfigur eines vorwiegend jungen Publikums, das sich in der von ihm dargestellten Figur wiederfand. Er spielte auch in anderen Filmen mit großer Sicherheit und Natürlichkeit die Rolle des rebellischen Außenseiters, der nur selten eine Regel akzeptiert. Ebenfalls 1959 trat Belmondo an der Seite von Lino Ventura in Claude Sautets Gangsterfilm Der Panther wird gehetzt auf, der zu einem Klassiker des Genres wurde. Er spielt den besten Freund von Abel Davos (Ventura), einem zum Tode verurteilten Verbrecher, dessen Verhaftung er nicht verhindern kann. Der junge Schauspieler war hier erstmals gleichwertiger Partner eines führenden Kinostars. Im selben Jahr heiratete er die Tänzerin Renée 'Elodie' Constant. Aus der Ehe, die 1965 geschieden wurde, gingen zwei Töchter und ein Sohn, Paul hervor, der in den 1980er und 1990er Jahren eine Karriere als Autorennfahrer verfolgte. Die älteste Tochter (geboren 1953) starb 1993 bei einem Wohnungsbrand.
1960 arbeitete Belmondo für den Liebesfilm Die Französin und die Liebe zum ersten Mal (noch in einer Nebenrolle) mit Henri Verneuil zusammen, unter dessen Regie er bis 1984 in vielen Kassenhits zu sehen war. Zwischen 1960 und 1964 war er in 28 Filmen zu sehen, profilierte sich als wandlungsfähiger Darsteller in allen Genres und wurde neben Alain Delon zum populärsten französischen Schauspieler seiner Generation. In Peter Brooks Film Stunden voller Zärtlichkeit (1960), nach einem Roman von Marguerite Duras, trat Belmondo als Fabrikarbeiter auf, der eine Affäre mit einer gelangweilten Industriellengattin (Jeanne Moreau) beginnt. Während der Dreharbeiten wurde Belmondo zusammen mit Moreaus Sohn in einen schweren Autounfall verwickelt.
1964 gelang ihm mit Philippe de Brocas Abenteuer in Rio der endgültige Durchbruch zum internationalen Star. Der sehr erfolgreiche Abenteuerfilm zeigte Belmondo als jugendlichen Draufgänger, der in Frankreich und Brasilien in wilde Verfolgungsjagden verwickelt wird. Er gab dem Darsteller ausgiebig Gelegenheit, sich als Actionstar zu profilieren, der sich auch bei gefährlichen Stunts in der Regel nicht doubeln ließ (er turnt hier unter anderem über die Rohbauten von Brasília). Belmondo entsprach zwar rein äußerlich nicht dem klassischen Typus des Abenteuerhelden à la Errol Flynn. Dennoch wurde der durchtrainierte Schauspieler mit dem frechen Charme fortan in Action- und Abenteuerrollen sehr populär. Aufgrund dieser Popularität und des Typus, den Belmondo in dieser Zeit meist verkörperte, bekam Leutnant Blueberry, ein Comic-Held aus der Feder von Jean-Michel Charlier und Jean Giraud, der 1963 für die Zeitschrift Pilote entstand, Belmondos Gesichtszüge (da Blueberry anders als viele andere Comic-Helden im Verlauf der Serie deutlich altert, ging die Ähnlichkeit mit Belmondo in späteren Geschichten der Serie im Zuge dieses Alterungsprozesses verloren). Von 1963 bis 1966 war Belmondo Vorsitzender der Interessenvertretung der französischen Schauspieler. Ab 1966 bis 1974 lebte er mit der Schauspielerin Ursula Andress zusammen. Ferner drehte er in der zweiten Hälfte der 1960er Jahre weitere elf Filme. Borsalino, eine Gangstergeschichte aus dem Marseille der 1930er Jahre, vereinigte 1970 mit Alain Delon und Jean-Paul Belmondo die beiden größten französischen Stars dieser Ära. Der Film (Regie: Jacques Deray) wurde erwartungsgemäß zu einem Publikumserfolg (Belmondo musste allerdings einen Prozess anstrengen, weil Delon als Co-Produzent entgegen den Verträgen doppelt bezahlt worden war). Mit Jean-Paul Rappeneaus Musketier mit Hieb und Stich (1970) konnte sich der Darsteller acht Jahre nach Cartouche, der Bandit erneut als Mantel-und-Degen-Held profilieren und einen großen Kassenhit verbuchen. Als sehr erfolgreich erwies sich auch Henri Verneuils Actionthriller Der Coup (1971), in dem Belmondo neben Omar Sharif auftrat und mehrere gefährliche Stuntszenen absolvierte.
Während Belmondo bis in die frühen 1970er Jahre eine Vielzahl unterschiedlichster Rollen übernommen hatte und unter der Regie französischer Spitzenregisseure aufgetreten war (Godard, Malle, Truffaut, Melville, Resnais, Chabrol), waren seine Filme ab Mitte der 1970er Jahre fast ausnahmslos auf sein Image als Komödiant und sportlicher Actionheld zugeschnitten und kommerziell ausgerichtet. Dies brachte dem Schauspieler, der bis Mitte der 1980er Jahre auch im deutschsprachigen Raum zu den populärsten Stars zählte, den Unmut vieler Kritiker ein. Die entsprechenden Filme wurden häufig als formelhaft und uninspiriert bewertet. Beim Publikum erfreute er sich jedoch gerade in diesen Rollen großer Beliebtheit. So drehte Henri Verneuil 1975 mit dem Actionthriller Angst über der Stadt, der deutlich von amerikanischen Polizeifilmen wie Dirty Harry inspiriert war, einen seiner publikumswirksamsten und erfolgreichsten Filme. Als knallharter Kommissar Le Tellier jagt Belmondo einen Frauenmörder und absolviert auf den Dächern und U-Bahnen von Paris spektakuläre Stunts. Im Jahr darauf inszenierte Verneuil mit seinem langjährigen Hauptdarsteller den inhaltlich ambitionierten Film Der Körper meines Feindes, der ein kritisches Licht auf das Korrupte in den „besseren Kreisen“ wirft. 1975 war Belmondo als Verkleidungskünstler und charmanter Betrüger in Der Unverbesserliche von Phillipe de Broca zu sehen. Eine völlig gegensätzliche Rolle übernahm er 1976 in dem harten Thriller Der Greifer von Philippe Labro. Belmondo trat als Spezialagent Pilard in Erscheinung und jagte einen brutalen Raubmörder (gespielt von seinem ehemaligen Schauspielschulkameraden Bruno Cremer). 1977 war der Star erneut in der Rolle eines sportlich-charmanten Filous zu sehen und spielte an der Seite von Raquel Welch in Ein irrer Typ den Stuntman Mike, der als Double für den eitlen Superstar Bruno Ferrari engagiert wird – eine Doppelrolle. In dem Actionfilm Der Windhund (1979) trat er erneut als harter Kommissar in Erscheinung und räumte in bewährter Weise in der Unterwelt von Nizza auf. Der Windhund war der erste von vier Erfolgsfilmen, die der Star zusammen mit Regisseur Georges Lautner realisierte. Lautner inszenierte Belmondo 1980 in der Gaunerkomödie Der Puppenspieler und drehte 1981 den Actionthriller Der Profi, der zu einem der bekanntesten Filme des französischen Stars wurde. Als Spezialagent Beaumont, der von seinen eigenen Auftraggebern verraten wurde, startet Belmondo, nachdem er aus einem afrikanischen Straflager hatte fliehen können, einen Rachefeldzug in Paris (mit Robert Hossein als Gegenspieler). Komponist Ennio Morricone konnte mit seiner eingängigen Musik einen Hitparadenerfolg verbuchen. In Das As der Asse (1982) von Gérard Oury wird Belmondo als Trainer der französischen Boxmannschaft während der Olympischen Spiele 1936 zum Beschützer eines jüdischen Jungen. 1983 trat er erneut als knallharter Kommissar vor die Kamera (Der Außenseiter, Regie: Jacques Deray). Im Jahr darauf drehte Belmondo mit Die Glorreichen, einer tumben Abenteuerkomödie vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs, seinen letzten Film mit Henri Verneuil. Die Mischung aus Gewalt und einfachen Sprüchen steht exemplarisch für Belmondos Schaffen seit Ende der 1970er Jahre. Auf Georges Lautners von der Kritik verrissene Komödie Fröhliche Ostern (1984, mit Sophie Marceau) folgte die in Kanada spielende Actionkomödie Der Boß von 1985, in der Belmondo einen trickreichen Bankräuber spielte. Bei den Dreharbeiten zu diesem Film trug der 52-jährige Star bei Aufnahmen zu einem Stunt eine Kopfverletzung davon und entschloss sich, seine Karriere als Actionstar zu beenden. Seine letzte Rolle in diesem Genre spielte er 1987 in Der Profi 2. Obwohl dieser Film in keinerlei Verbindung zum Original Der Profi stand, wurde er aus Marketinggründen in Deutschland als Fortsetzung vertrieben. Die Gewaltorgie Der Profi 2 konnte allerdings nicht an frühere Erfolge anknüpfen.
Belmondo trat ab den späten 1980er Jahren nur noch seltener, und dann meist in seinem Alter angemessenen Charakterrollen auf. 1989 erhielt er den César als Bester Hauptdarsteller für Der Löwe. Zudem nahm er ab 1987 seine Bühnenarbeit wieder auf. Er spielte in Komödien, aber auch in klassischen Tragödien mit und setzte dies ab 1992 im eigenen Théâtre des Variétés fort. In den 1990er Jahren fanden seine Filme in der Regel keinen deutschen Verleih mehr. Auch die Actionkomödie Alle meine Väter (1998), in der Belmondo erneut mit Alain Delon auftrat, wurde nie in den deutschen Kinos gezeigt. 1998 erhielt er die Goldene Kamera für sein Lebenswerk.
Im August 2001 erlitt er auf Korsika einen Schlaganfall und war seitdem gesundheitlich beeinträchtigt. In Folge dessen war Belmondo nun kaum noch vor der Kamera zu sehen. 2002 heiratete er Nathalie 'Natty' Tardivel, mit der er eine 2003 geborene Tochter hat. Im September 2008 bestätigte der Schauspieler, dass auch diese Ehe geschieden wurde. Im gleichen Jahr erschien auch sein letzter Film, Ein Mann und sein Hund. Zwar war für das Jahr 2013 die Produktion des Films Les Bandits manchots angekündigt, in dem der damals 80-jährige Belmondo unter der Regie von Claude Lelouch spielen sollte, jedoch kam dieses Projekt nicht zu stande.
Häufig wurde Belmondo für sein Lebenswerk geehrt und ausgezeichnet. So 2001 mit dem Actor’s Mission Art Film und 2009 mit dem Career Achievement Award. Ferner wurde er 2006 zum Commandeur des arts et des lettres und 2007 zum Kommandeur der Ehrenlegion ernannt.
2010 würdigte die Los Angeles Film Critics Association Belmondo für sein Lebenswerk. Allerdings geriet er auch wegen seiner jungen Geliebten, Barbara Gandolfi, der er eine größere Geldsumme überwiesen haben soll, in die Schlagzeilen. Sie soll das Geld an ihren Ex-Ehemann weitergeleitet haben, gegen den die Polizei wegen Geldwäsche und Zuhälterei ermittelte. Im Oktober 2012 wurde bekannt, dass Belmondo die Beziehung zu Gandolfi beendet hatte.
2011 wurde Belmondo auf den 64. Filmfestspielen von Cannes im Rahmen eines Galaabends gewürdigt und mit der goldenen Palme geehrt. Einher ging diese Ehrung mit der Premiere von Vincent Perrots und Jeff Domenechs Dokumentarfilm Belmondo, Itinéraire … (englischsprachiger Titel: Belmondo, The Career). 2012 Erhielt er den Leopoldsorden. 2014 drehte Belmondos Sohn Paul Eine Hommage an den Vater. Der Film wurde unter dem Titel Belmondo von Belmondo auf DVD veröffentlicht. 2016 wurde Belmondos Autobiografie Mille vies valent mieux qu’une veröffentlicht, deren deutsche Übersetzung zwei Jahre später unter dem Titel Meine tausend Leben: die Autobiografie erschien. Im Zuge dessen wurde ihm 2016 in Venedig der Goldene Löwe, und 2017 ein Preis für sein Lebenswerk bei der César-Verleihung überreicht.
Jean-Paul Belmondo starb im September 2021 im Alter von 88 Jahren in Paris. Die offizielle Trauerfeier im Rahmen einer Hommage national fand im Beisein des französischen Staatspräsidenten im Hof des Hôtel des Invalides statt. Am 10. September fand eine weitere Trauerfeier in der Kirche Saint-Germain-des-Prés im Beisein der Familie und Verwandten statt, auch Claude Lelouch sowie Alain und Anthony Delon waren anwesend. Belmondo wurde anschließend auf dem Friedhof Père Lachaise eingeäschert und auf dem Cimetière Montparnasse beigesetzt. 2023 wurde in Paris die Promenade Jean-Paul Belmondo im 16. Arrondissement eingeweiht. Weiterführende Links: Internet Movie Database
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